von Mathilde Eichelberg: der Weihnachtliche Dom

4. Advent: Weihnachtliche Alpen im Passauer Dom

Alpenländische Weisen – so lautete das diesjährige Motto des Weihnachtskonzerts im Passauer Stephans Dom am Sonntag, den dritten Advent.  Neben dem Domchor und dem Orchester spielte zusätzlich die Hoabergmusi Musikgruppe aus Ortenburg. Das Akkordeon und die Klarinette der Band ließen sofort eine bayerische Alpen-Atmosphäre im weihnachtlichen Dom entstehen. 

Verschneite Berggipfel im Dom durch die Maria-Luggauer-Messe 

Kapellmeister Unterguggenberger zauberte eine verschneite Berglandschaft auf seine eigene Weise in die Köpfe der Zuhörer:innen. Mit seiner selbstkomponierten Maria-Luggauer-Messe gelang es ihm den majestätischen Charakter der bayerischen Landschaft zu vertonen. Die Kombination dieser Messe mit anderen Liedern, in denen vor allem das Alphorn und die Orgel im Vordergrund standen, war perfekt für diesen festlichen Anlass. In dem Stück „Crested butte mountain“ waren sogar die Glocken des Doms zu hören, die Weihnachten förmlich einläuteten. 

Die klare, helle Stimme der Künstlerin Judith Ramerstorfer, welche vom Domchor durch abwechselnd laute und leise Gesänge perfekt untermalt wurde, sorgte für die Besinnlichkeit im Adventskonzert. 

Poetische Untermalung des Konzerts

Begleitet wurde der Abend  von verschiedensten Gedichten und Texten, die die biblische Weihnachtsgeschichte wiedergaben. Auch hier repräsentierten Werke, wie  Hiaz is der rauhe Winter da, die im bayerischen Dialekt vom Dompropst Michael Bär vorgetragen wurden, das Alpenthema. Vom Ochsen und vom Esel ist ein Text, der die Geburt Jesu aus einer etwas anderen Perspektive schildert, sodass er uns besonders im Kopf geblieben ist und wir ihn euch deshalb im Anschluss an diesen Artikel abdrucken. 

Was macht dieses Konzert so besonders und empfehlenswert?

Außergewöhnliche Highlights des Abends waren zum einen das Solo von Sebastian Sager mit seinem Alphorn, dessen Einlage für einige Lacher sorgte: Mit dem Thema Funk Rog entlockte Sager seinem Instrument unerwartet moderne Töne, die das Publikum überraschten. 

Zum anderen war es der ungewöhnliche Abschluss des Konzerts der die Zuhörer:innen zum gemeinsamen Jodeln einlud. Diese blieben zuerst verhalten, doch schon bald trauten sich die meisten etwas selbstbewusster mitzusingen, sodass eine kräftige Melodie die Gedanken der Menschen auf ihrem Heimweg durch den kalten Winterabend begleitete. 

Die Tickets für das Konzert waren ganz einfach online zu kaufen und kosteten für Studierende nur 7,50 Euro. Wer sich also nächstes Jahr weihnachtlich einstimmen möchte, sollte unbedingt beim Weihnachtskonzert vorbeischauen. 

Vom Ochsen und vom Esel 

Vom Ochsen und vom Esel hat die Schrift durchaus nichts zu vermelden. Ich weiß nicht mehr, wo ich die Geschichte von diesem ungleichen Paar zuerst hörte, wahrscheinlich hat sie wohl meine Mutter erfunden, um den lästigen Frager loszuwerden, der auf dem Kinderschemel zu ihren Füßen saß. Demnach war es aber so, dass der Erzengel, während Josef und Maria nach Bethlehem wanderten, die Tiere in der Gegend heimlich zusammenrief, um eines oder das andere auszuwählen, das der Heiligen Familie im Stall mit Anstand aufwarten konnte.

Als erster meldete sich natürlich der Löwe. Nur jemand von königlichem Geblüte sei würdig, brülle er, dem Herrn der Welt zu dienen. Er werde sich mit all seiner Stärke vor die Tür setzen und jeden zerreißen, der sich in die Nähe des Kindes wagte.

„Du bist mir zu grimmig“, sagte der Engel.

Darauf schlich der Fuchs heran und erwies in aller Unschuld eines Gaudiebes seine Referenz mit der Rute. König hin oder her, meinte er, vor allem sei doch für das leibliche Wohl zu sorgen. Deshalb mache er sich erbötig, süßesten Honig für das Gotteskind zu stehlen und jeden Morgen auch ein Huhn in den Topf für die junge Mutter.

„Du bist mir zu liederlich“, sagte der Engel.

Nun stelzte der Pfau in den Kreis. Das Sonnenlicht glänzte in seinem Gefieder, rauschend entfaltete er sein Rad. So wolle er auch hinter der Krippe aufschlagen, erklärte er, und damit den armseligen Schafsstall köstlicher schmücken als Salomon seinen Tempel.

„Du bist mir zu eitel“, sagte der Engel.

Hinterher kamen noch viele der Reihe nach, Hund und Katze, die kluge Eule und die süß flötende Nachtigall, jeder pries seine Künste an, aber vergeblich.

Zuletzt blickte der strenge Cherub noch einmal um sich und sah Ochs und Esel draußen auf dem Felde stehen, beide im Geschirr, denn sie dienten einem Bauern und mussten Tag für Tag am Wassergöpel im Kreise laufen. Der Engel rief auch sie herbei, „ihr beiden, was habt ihr anzubieten?“

„Nichts, euer Gnaden“, sagte der Esel und klappte traurig seine Ohren herunter. „Wir haben nichts gelernt, außer Demut und Geduld. Denn in unserem Leben hat uns alles andere immer nur noch mehr Prügel eingetragen.“

„Aber“, warf der Ochse schüchtern ein, „aber vielleicht könnten wir dann und wann ein wenig mit den Schwänzen wedeln und die Fliegen verscheuchen!“

„Ihr seid die Rechten!“ sagte der Engel. Und die beiden durften zu der Heiligen Familie in den Stall.

Karl Heinrich Waggerl