Was bedeutet eigentlich seltsam? Interessant, faszinierend, anders als andere Dinge. Das erklärt Content Creatorin und Autorin Dakota Warren in ihrem Video “strange books for strange people”.
“Weird Girl Fiction” als neuer Begriff
Immer öfter entstehen auf Instagram, TikTok und Youtube eigene Begriffe für sehr nischige Genres, oder Subgenres. “Weird Girl Fiction” ist einer davon, doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Genau definieren lässt sich dieser Begriff nur schwer. Es ist wohl eher ein Gefühl als eine festgeschriebene Definition. Allgemein gesprochen ist “Weird Girl Fiction” ein Genre, dass sich mit der weiblichen Perspektive auf verschiedene Themen beschäftigt, wobei die Protagonistin nicht dem typischen Rollenbild einer Frau in unserer Gesellschaft entspricht. Die in den Büchern erzeugte Atmosphäre ist meist düster und von unerwarteten, ungewöhnlich und oft fast grotesk wirkenden Momenten geprägt.
Das “weird” in “Weird Girl Fiction”
Für was aber steht nun das “weird in “Weird Girl Fiction”? Sind Frauen, wenn sie etwas tun, was nicht dem klassischen Rollenbild entspricht, sofort komisch? Während “Weird”, also seltsam, oder komisch, früher meist negative konnotiert war, wird es heute oft ironisch benutzt, oder als etwas erstrebenswertes, da es anders und interessant ist.
“the wonder and horror of girlhood”
Viele Bücher die sich “Weird Girl Ficiton” zuordnen lassen, lassen sich auch dem Genre Horror zuordnen. Das wirkt auf den ersten Blick etwas widersprüchlich, da die Themen die “typisch Mädchen” und die, die im Genre Horror behandelt werden, nicht viel gemeinsam haben. Gerade dieser Kontrast zwischen dem oft geschönt dargestelltem “Mädchen sein” und der dunklen Atmosphäre des Horrorgenres machen diese Bücher so interessant. Zudem entsteht ein Gefühl von Verständnis und Gemeinschaft, da die negative Aspekte der “Girlhood” sonst oft nicht thematisiert werden oder mit Scham behaftet sind.
Schlaftabletten und Tapeten
Die Inhalte von “Weird Girl Fiction” sind vielfältig und immer unterschiedlich. Was sie alle gemeinsam haben, ist die Kuriosität ihrer Geschichten und ihre interessanten Protagonistinnen. In Ottessa Moshfegs “Mein Jahr der Ruhe und Entspannung”, entscheidet sich die Protagonisten, mit Hilfe von Schlaftabletten, die sie von ihrer dubiosen Psychologin verschrieben bekommt, ein Jahr zu schlafen, doch bemerkt in einem ihrer wenigen wachen Momente, dass sie in ihrem vermeintlichen Schlaf ein Eigenleben führt, an das sie sich nicht erinnern kann. In Charlotte Perkins Gilmans Klassiker “Die gelbe Tapete” wird die Protagonistin von ihrem Mann auf dem Dachboden ihres Hauses eingesperrt, da sie nach der Geburt ihres Kindes “hysterisch” wurde. “Hysterie” ist ein veralteter Sammelbegriff für viele psychische Erkrankungen, mit dem vorallem Frauen diagnostiziert wurden, da ein Interesse an Sexualität, oder auch heute bekannte Erkrankungen, wie eine Postnatale Depression, damit begründet wurden. Der Dachboden, auf dem die Protagonistin eingesperrt ist, ist mit einer gelben Tapete verkleidet. In ihren Tagebucheinträgen berichtet die Protagonistin immer mehr von der Tapete, da sie auf Grund ihrer Isolation, das einzige ist mit dem sie sich beschäftigen kann, bis schließlich die Tapete die Hauptrolle in ihren Tagebucheinträgen und damit im Buch einnimmt. Heute gilt das Buch der Frauenrechtlerin und Autorin Charlotte Perkins Gilman als wichtiger Teil der frühen Feminismusbewegung.
Granatäpfel und Feigenbäume
Die Sprache in Büchern, die sich “Weird Girl Fiction” zuordnen lassen, ist oft sehr lyrisch und mit Metaphern und Symbolen gespickt. Von klassischen Metaphern wie dem Granatapfel hin zu dem Feigenbaum aus Sylvia Plaths Gedicht “fig tree” und abstrakteren Natur- und Tiermetaphern. Während heute viele Bücher mit dem Label “Weird Girl Fiction” beworben werden, da dessen Popularität immer mehr zunimmt, lassen sich auch bekannte Klassiker diesem Genre zuordnen. Das zeigt, dass “Weird Girl Fiction” nur eine neue Bezeichnung für ein altes Phänomen ist und es “Weird Girls” schon immer gab.
Bücher, die sich “Weird Girl Fiction” zuordnen lassen:
- “Brutes” – Dizz Tate
- “Bunny” – Mona Awad
- “Die gelbe Tapete” – Charlotte Perkins Gilman
- “Die Glasglocke” – Sylvia Plath
- “Lapnova” – Ottessa Moshfeg
- “Mein Jahr der Ruhe und Entspannung” – Ottessa Moshfegh
- “Wir haben schon immer im Schloss gelebt” – Shirley Jackson