Die letzte Woche des Semesters, draußen ist es viel zu warm und sonnig für einen Tag im Februar. Vor mir der Laptopbildschirm mit bunten Kacheln, die meine KommilitonInnen und meinen Professor wie ich sie bisher kennengelernt habe repräsentieren. Die Stimme des Profs klingt etwas metallisch durch den Lautsprecher meines Laptops. „…Feedback ihrerseits ist mir natürlich sehr wichtig, drum würde mich Ihre Einschätzung interessieren. Hat diese Veranstaltung für Sie online funktioniert? Kann man dieses Seminar auch in Zukunft als Onlineveranstaltung anbieten?“ Er ist still und blickt erwartungsvoll in die Kamera, hofft darauf, dass jemand die Maus bewegt, auf das kleine Unmute Symbol klickt und über die Sphären der Telekommunikation Zooms seine Meinung kundtut.
Ja, funktioniert das Ganze für mich?
Das frage ich mich während der kurzen Stille. Meine KommilitonInnen sagen das Unvermeidbare – ja es funktioniert, denn das tut es ja. Funktionieren tun wir alle, das Studium funktioniert, das Hausarbeiten schreiben funktioniert, das Halten von Präsentationen funktioniert – doch ist es das, was ich vom Studium erwarte? Am liebsten würde ich widersprechen, meine Angst überwinden, dass jemand zur selben Zeit wie ich zu sprechen beginnt, die Stummschaltung aufheben und so etwas sagen wie: nein, für mich funktioniert es nicht, nein, wo bleibt der Spaß, wo bleibt die Gemeinschaft, der Campus, das Student-Sein. Ich weiß nicht, was mein Prof darauf antworten würde, was meine KommilitonInnen dazu sagen würden, ob es ihnen genauso geht. Das erfahre ich nicht.
All das sagt niemand. Ich auch nicht.
Auch das nächste Semester in Passau ist online, zumindest zu einem Teil und daraus schließe ich, dass ich maximal die Bibliothek der Universität von innen sehen werde. Für diesen Artikel google ich schnell, ob es konkrete Anhaltspunkte für Studierende gibt, Ausblicke, Einschätzungen, wie es an den Universitäten weiter geht, Versprechungen der Regierung diesbezüglich, denn erinnern kann ich mich an keine. In den Corona- Newsflashs, die täglich auf meinem Handy aufleuchten, geht es um SchülerInnen, Friseursalons und den Einzelhandel, die Studierenden fallen aus dem Raster. Google bestätigt mir, dass ich das Newsupdate zu meinem Studentenleben nicht verpasst habe.
Die Bilanz meines Seminar-Feedbackgesprächs stimmt mich nicht positiver. Wir Studierende in unseren alten Kinder- und WG-Zimmern schweigen, wir lernen einfach brav vor uns hin, denn wir wissen, dass es uns gut geht, wir wissen, dass wir in der Coronakrise gewissermaßen privilegiert sind, dass wir immerhin weiter studieren können. Der ein oder andere hat sich vielleicht bewusst für ein Studium entschieden, denn einen Job zu finden oder den Berufsstart zu wagen gestaltet sich sicherlich nicht einfacher. Wie gesagt: Funktionieren tut das Fernstudium.
Trotzdem muss es raus und vielleicht fühlt der ein oder andere genauso: ich vermisse die Unicafete, das gemeinsame Bier nach der abgegebenen Prüfung, das panische Suchen nach dem richtigen Hörsaal, spontane Mensabekanntschaften, hitzige Diskussionen im Seminar, der Nachhauseweg von der Uni, die Stille im Bibliothekssaal, spannende Vorlesungen in vollen Hörsälen, Club Mate.