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Wird es dieses Jahr keinen Festivalsommer geben?

Die Corona-Krise trifft auch die Musik- und Eventbranche hart. Festivals und Konzerte werden verschoben oder abgesagt, Clubs müssen schließen. Die ersten großen Festivals, die bereits letzten Monat abgesagt werden mussten, und vor allem EDM-Fans enttäuschten, waren das Ultra Music Festival und Tomorrowland Winter Festival. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war es die einzig richtige Entscheidung, die Großveranstaltungen, die Mitte März stattfinden sollten, abzusagen bzw. zu verschieben, auch wenn es zu dem Zeitpunkt noch keine expliziten Verbote gab. Auch die Veranstalter der Lollapalooza-Ableger in Chile und Argentinien verschoben ihre Festivals von Ende März auf Ende November diesen Jahres. Ähnlich schnell reagieren gezwungenermaßen die ersten Veranstalter in Europa: die Impericon Festivals in Wien, Leipzig, Zürich, Oberhausen und München wurden allesamt von Mitte April auf Anfang September verlegt.

Veranstaltungsverbote werden verlängert

In Baden-Württemberg sind alle Veranstaltungen bis zum 15. Juni untersagt, das heißt alle Festivals, die davor stattfinden sollten, müssen abgesagt oder verschoben werden, wenn das Sozialministerium den Termin des Außerkrafttretens nicht verändern sollte. Die Stadt Dortmund verbietet alle Veranstaltungen bis zum 31. Mai. Auch in den Niederlanden sind bis zum 01. Juni alle Veranstaltungen verboten, weshalb dort neben Festivals wie das DGTL Amsterdam oder der Kingdance Zwolle auch alle anderen Feierlichkeiten zum Königstag am 27. April ausfallen werden. In Österreich sind alle Konzerte und Festivals bis Ende Juni untersagt, so dass auch das große Nova Rock Festival dieses Jahr ausfällt. In Dänemark wurden alle größeren Veranstaltungen bis Ende August abgesagt, so dass auch die 50. Ausgabe des Roskilde Festivals ins Wasser fällt. Traurige Nachrichten für alle Festivalgänger – aber die Gesundheit eines jeden Einzelnen steht nunmal an erster Stelle.

Für die restlichen deutschen Bundesländer gilt das Veranstaltungsverbot vorerst nur bis zum 19. April, so dass bisher alle Veranstaltungen, die danach stattfinden sollen, theoretisch noch erlaubt sind. In vielen Bundesländern sind aber auch jetzt schon präventiv einige Veranstaltungen im Mai und Juni abgesagt. Diese Entscheidungen treffen die Länder oder Städte momentan noch selbst, man kann aber davon ausgehen, dass die Bundesregierung das Verbot sehr wahrscheinlich deutschlandweit verlängern wird. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow deutete in einem Interview mit dem MDR Thüringen bereits an, dass Festivals wie das Sonne-Mond-Sterne in diesem Sommer nicht möglich sein werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erklärte, man müsse mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens rechnen, bis es einen Impfstoff zum Schutz vor Covid-19 gibt – dies dauert nach Einschätzungen von Experten noch Monate, vielleicht wird es ihn erst im kommenden Jahr geben!

Erste Festivalausfälle für den Sommer angekündigt

Einige Festivals, wie das Pitchfork Music Festival oder das Plettenberger iRock Festival, welche im Mai stattfinden sollten, wurden von den Veranstaltern schon abgesagt: „Auch wenn die Vorschriften und Beschlüsse der Bundesregierung bzw. des Landes Berlin bezüglich öffentlicher Veranstaltungen vorerst nur bis zum 19. April 2020 gelten, liegt es in unserer Verantwortung, diese Entscheidung jetzt proaktiv zu treffen, da die Gesundheit und Sicherheit aller Festivalbesucher*innen, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen für uns oberste Priorität haben.“, heißt es auf der Homepage vom Pitch Fork Music Festival. Besonders in England folgt gerade eine Absage der anderen, was unter anderem daran liege, dass die Regierung dort keine Großveranstaltungen mit Rettungskräften unterstützen könne.

Ob und inwiefern die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nach Ostern gelockert werden, wird die Bundesregierung zeitig bekanntgeben. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird sich in der Woche nach Ostern in einer Konferenz mit den Landeschefs über eventuelle Lockerungen beraten. Klaus-Peter Schulenberg, Vorstandsvorsitzender von CTS Eventim, erklärte gegenüber der MusikWoche: „Der Großteil unserer Events und Veranstaltungen findet ohnehin im Sommer und in der zweiten Jahreshälfte statt, und es gibt bis dato keinen Grund zu der Annahme, dass unsere großen Festivals im Sommer unter freiem Himmel nicht wie geplant stattfinden werden.“. Auch die Veranstalter des Hurricane Festivals gaben am 11. März auf Facebook ebenfalls ein optimistisches Statement ab: „Derzeit gehen wir davon aus, dass das Festival ganz normal stattfinden wird. Wir beobachten die Entwicklung nach wie vor genau und stehen in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden. Wenn diese zu der Einschätzung kommen, dass Veranstaltungen abgesagt werden müssen, werden wir euch natürlich entsprechend informieren.“

Veranstalter warten offizielle Verbote ab

Viele Fans – besonders die der großen Festivals mit über 60.000 Besuchern – gehen aber mittlerweile schon von einer Absage ihrer Lieblingsfestivals aus. Wenn man die aktuelle Situation so beobachtet, ist dies leider auch gar nicht so unwahrscheinlich. Auch die Veranstalter des beliebten, alternativen Fusion Festivals, haben dies frühzeitig erkannt: „Selbst wenn Ende Juni das Schlimmste überstanden wäre und sich dann das Alltagsleben langsam wieder etwas normalisieren würde, Schule, Kita und Arbeit wieder erlaubt sind, wird es nicht möglich oder vertretbar sein, ein Festival mit 70 000 Besucher:innen aus aller Welt zu veranstalten“. Aus organisatorischen Gründen könne das Festival auch nicht verschoben werden, falls dieses Jahr überhaupt noch Festivals stattfinden dürfen. Die Tickets bleiben aber für jedes Jahr gültig, ein neues Datum steht bereits fest: 30. Juni bis 4. Juli 2021.

Ein Grund, wieso viele Veranstalter ihre Updates zu Absagen und Verschiebungen herauszögern, ist folgender: Die Versicherungen der Veranstalter greifen erst, wenn es ein offizielles Verbot der Behörden gibt. Außerdem können auch erst dann neue Verträge mit den Dienstleistern und gebuchten Artists neu verhandelt werden. Aber sowohl sehr viele kleine als auch einige große Festivals haben oft keine Versicherung, die sie auch bei einer Pandemie absichert. Diese Festivals hängen gerade jetzt vom Ticketverkauf ab.

Die meisten Festivals bisher bieten bei Absage die vollständige Rückerstattung der Tickets an oder die Möglichkeit, gekaufte Tickets für das nächste Jahr zu behalten oder sogar zu spenden – die letzten beiden Optionen helfen natürlich jedem Festival dabei die Krise zu durchstehen. Viele der abgesagten Festivals haben bereits ein neues Datum für nächstes Jahr angekündigt, sind aber trotzdem auf Spenden angewiesen, um die Pläne 2021 auch umsetzen zu können. Wenn man es sich finanziell erlauben kann, sollte man sich weiter Tickets für seine Lieblingsfestivals kaufen und bereits gekaufte Tickets nicht stornieren.

#savethesummer

Mit der Kampagne Save the summer rufen Veranstalter, Artists, Labels, Firmen und Musikfans dazu auf, zuhause zu bleiben, sich die Hände zu waschen, Distanz zu halten und alle weiteren Maßnahmen der Regierungen einzuhalten, um doch noch einen Sommer voll mit Musik, Unterhaltung, Reisen, Sport und Freundschaft möglich zu machen. So „retten wir nicht nur Menschenleben, sondern auch unseren wohlverdienten Sommer.“, schreiben die Veranstalter vom österreichischen FM4 Frequency Festival. Auch die Veranstalter vom Psychedelic Circus nehmen an der Kampagne teil, das Festival soll schon Mitte Mai stattfinden. In der aktuellen Situation bleibt uns gerade eben nichts anderes übrig, als abzuwarten und optimistisch zu bleiben.

 

Hier ein kleiner Überblick, welche europäischen Festivals leider schon abgesagt oder verschoben werden mussten:

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